Quo vadis – Que sera, sera…

von Sensiego

Ein kleiner Blick zurück und ein vager Blick nach vorne…

Das war es also. Nach 16 Jahren ist das «Abenteuer Profifussball» des FC Wohlen vorbei. An dieser Stelle liessen sich noch beliebig weitere Fussballphrasen anfügen. Das wurde aber schon von allen Seiten mehr als genug oft getan. Ich möchte nun versuchen, einen nüchternen Blick auf die letzten Wochen des FC Wohlen zu werfen. Und stelle mir die Frage, ob nun wirklich Alles oder zumindest Etwas besser wird?

Bereits im Januar wurde beschlossen, dass der FCW in der Saison 2018/19 nicht mehr in der Challenge League antreten wird. Im Frühling wurde entschieden, dass es in der Promotion League weiter gehen soll. Zudem wurde der neue Vorstand gewählt. Währenddessen drehte die Mannschaft die sportliche Ehrenrunde vom Stade de Genève bis zum Rheinparkstadion. Der Entschluss wurde gemäss Lucian Tschachtli so früh beschlossen und kommuniziert, um genügend Zeit zu haben, um alle Geschäfte auf Ende Saison abschliessen zu können, allen Angestellten die Möglichkeit zu geben, sich frühzeitig nach einer anderen Anstellung umzuschauen, schlussendlich damit sich der FC Wohlen würdig aus der Challenge League verabschieden kann. Alles gute Gründe und nachvollziehbar. Gleichzeitig setzte zu diesem Zeitpunkt eine Gleichgültigkeit des aktuellen Vorstands ein. Ausser Gewetter gegen den Verband hörte man nicht mehr viel von Meier oder Tschachtli. 

Es gab ja zumindest noch von der Geschäftsstelle die Motivation, die letzten Heimspiele mit Aktionen zu beleben. Aber entweder wurden der Verantwortlichen zu viele Steine in den Weg gelegt oder die Kraft und Zeit genügte doch nicht, etwas in den Weg zu leiten. Da lässt sich nur darüber spekulieren. Wieder wurde eine Chance verpasst, um den Verein attraktiv zu präsentieren. So fanden viele Heimspiele in einer eher trostlosen Atmosphäre statt. Ob der neue Vorstand die Möglichkeit gehabt hätte, bereits Impulse zu setzen, kann ich leider nicht beurteilen. So kommt es, wie die NZZ getitelt hat: «Ein Klub sagt leise Adieu». Es gab mal die Aktion «Einlaufkids», welche jeweils so knapp vor dem Spiel kommuniziert wurde, dass es nicht jedes Mal genügend Kinder hatte. Beim letzten Derby waren wohl ein paar ehemalige Spieler und Trainer zu Gast. 

Es ist uns klar, dass der Verein nicht die Möglichkeiten hat, beim letzten Heimspiel die Patrouille Suisse, Seven und Ueli Maurer aufzubieten. Aber wie diese Epoche nun zu Ende geht, steht sinnbildlich für den FC Wohlen. So scheint das letzte Heimspiel vielen egal zu sein. Man ist froh, ist es vorbei. Doch wäre es gerade für die Zukunft wichtig, den Abschluss ordentlich über die Bühne zu bringen, um so auch ein Feuerchen für die Zukunft zu entfachen. Bei Fans, Funktionären und Sponsoren Motivation für die Zukunft zu schaffen. Der Verein hatte schliesslich Monate Zeit, sich für diesen einen Abend etwas herauszuputzen. Auf der Website oder auf Facebook steht der übliche trostlose Spielankündigungsbericht, in der Medienwelt schaffte man sich auch nicht besonders Gehör zu verschaffen und vor allem ist der Verein auch im Dorf wieder nicht präsent. Dabei hätte es so viele (kostengünstige) Möglichkeiten gegeben, diese Partie zu etwas «Speziellem» zu machen. 

Obwohl im Vorfeld nichts auf dieses spezielles Heimspiel hinwies, kamen doch noch über 1000 Personen in die Niedermatten. Vor dem Spiel waren wohl auch Gönner zu einem Essen eingeladen. Da blieb die FCW-Familie wohl lieber einmal im engen Kreis unter sich. Da die Niedermatten doch gut gefüllt war, kam doch sowas wie ein bisschen Stimmung auf und wir hatten ja auch eine kleine Abschieds-Choreo organisiert. In der Pause gab es zudem noch eine Tanzshow (mit der Musik-Technik muss aber noch geübt werden). Nach dem Spiel passierte etwas, was ich mir eigentlich schon länger gewünscht habe. Normalerweise war das Stadion zehn Minuten nach Spielende bereits leer. An diesem Abend blieben doch noch einige und tranken das ein oder andere Bier an der Südkurvenbar oder in der Paul-Walser-Stube. Sogar das Flutlicht blieb länger als gewohnt an. Nur ein bisschen Musik hat noch gefehlt und dann bitte künftig immer so. Irgendwann wurde das Licht abgeschaltet und dann hiess es auch für uns vorläufig von der Niedermatten Abschied zu nehmen. 

Für uns kam der eigentliche Saisonabschluss aber erst noch. Für die meisten anderen Wohlen-Fans war das Heimspiel das Ende der Saison und das Ende der Challenge-League-Ära. Der Verein versuchte schon gar nicht, die Leute für das allerletzte Spiel in Chiasso zu mobilisieren. Es gab ja anscheinend mal Zeiten, in welchen Wohlen-Fans auch in grösserer Zahl zu Auswärtsspielen fuhren. Diese sind leider schon länger vorbei. Und nicht mal dieses Abschiedsspiel schien daran etwas zu ändern. So lag es wieder mal an uns. Immerhin fanden sich ein paar Leute ein, welche im Car mit uns ins Tessin fuhren. Schade aber, dass es nicht mehr waren. 

Nun ist die Saison vorbei, genauso die Zeit im Profifussball. Auch der Wechsel des Vorstand tritt in Kraft. Und jetzt hoffe ich wirklich, dass etwas passiert. Dass man schon über den Sommer eine Veränderung merkt. Ich will direkt vom Verein auf der Website oder von mir aus auch auf Facebook erfahren, was für Testspiele anstehen, welche Spieler kommen und welche neuen Sponsoren sich beim FCW engagieren. Wenn der öffentliche Auftritt und auch der Informationsfluss nicht schon über die Sommermonate ändert, habe ich die Angst, dass doch alles bleibt wie es ist. Natürlich brauchen die neuen Verantwortlichen eine gewisse Zeit zur Einarbeitung, aber ich finde es essentiell, nun Akzente zu setzen, dass eine neue Motivation entsteht. Dass sich die Leute in Wohlen auf die kommende Saison in der Promotion League freuen und auch einfach gemerkt wird, dass ein anderer Wind weht. 

Momentan zweifle ich noch, dass in diesen Wochen etwas passiert. Vielleicht sehe ich das beim Erscheinen dieser Zeile aber schon wieder anders. Wenn jedoch jetzt nichts passiert, dann ist dem FC Wohlen wohl wirklich nicht mehr zu helfen.

Erschien im Teilzeitzine #4, August 2018